Kosteneinsparungsprogramme – Charakterfrage oder Tagesgeschäft?
Nach der Krise ist vor der Krise: Auf sieben fette Jahre folgen meist sieben magere. Schon in der Bibel ist vom Sparen die Rede. Trotzdem hat es den Anschein, das Kostensenkungsmaßnahmen nur im Ernstfall angewandt werden. Oder agieren Unternehmen – ganz aktuell „der" Drogeriediscounter - in einem dermaßen straffen Kostenkorsett, um dann manövrierunfähig zu werden? Wenn die Wirtschaft boomt und die Auftragsbücher voll sind, ist eitel Sonnenschein. Ziehen dann Unwetter am Konjunkturhimmel auf, wird es für das Management ernst. Man rettet, was zu retten ist – meist nach dem Rasenmäherprinzip. Dieses populäre Instrument kürzt schnell, präzise und linientreu sämtliche Etats. Mit fatalen Folgen.
Cost Cutting – Hinterfragen, hinterfragen!
Schnitt ist nicht gleich Schnitt: Hier sollte differenziert werden, denn Rasen mähen ist weit entfernt vom Rasenmäherprinzip. Es gilt den Zustand der Grünfläche sowie die Schnitthöhe zu berücksichtigen. Zarte Pflänzchen (schlanke Abteilungen) brauchen im Wachstum einen gewissen Artenschutz; Cost Cutting bedeutet für sie langsames, aber sicheres Absterben. Große Gewächse (starke Unternehmensbereiche) könnten ausgedünnt werden; ein Rasenmäher stutzt allerdings nur das, was er erfassen kann. Zuviel an Potenzial bleibt zurück und nimmt anderen Ressorts die Luft. In der Regel zu Lasten des Wettbewerbs und der Kunden. Wo bleibt da die Strategie? Fakt ist, dass Restrukturierung und Kosteneinsparungsprogramme als übergeordnetes Ziel zu sehen sind. Schließlich geht es um den Zuwachs des Unternehmenswertes sowie das langfristige Bestehen der Firma. Reflexartigem Optimieren sind Grenzen gesetzt; es kann weder intelligent bereinigen noch nachhaltig greifen.
Wer sparen will, spart auch!
Logisch. Simpel. Und die Praxis? Wenn Unternehmen in Schieflage geraten, wird zuerst gekündigt. Personalkosten zu senken ist immer noch das Mittel der Wahl. Und prekär dazu. „In vielen Betrieben herrscht schlichtweg Fantasielosigkeit. Außerdem verleiten die Bilanzierungsregeln genau dazu. Personal, also Löhne, Gehälter und Weiterbildungskosten, tauchen in der Bilanz nur als Aufwandsfaktor auf. Wer dabei streicht, kann seine Gewinn- und –Verlustrechnung schnell entlasten.", erklärt Winfried Hamel, Professor für Betriebswirtschaftslehre der Uni Düsseldorf im Wirtschaftsmagazin „brandeins". (1) Man pendelt mit der Krise, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen. Dabei liegt in solchen Phasen eine große Chance, wenn man den Blickwinkel ändert und über den Tellerrand schaut. Scharfsinniges Analysieren ist geboten. Mitunter muss ein neues Kostenkonzept her; eines, das die Erwartungen an den Markt, die Schlüsselfaktoren der Firma und die Mitarbeiter im Auge behält. Bisweilen braucht es den entscheidenden Impuls von außen, um das negativ besetzte „Cost cutting" sinnvoll zu betreiben und sinnvoll zu kommunizieren. Echte Einsparungen werden allein durch Transparenz und innere Einstellung erreicht.
Klaus Peters
Quelle:
(1) http://www.brandeins.de/archiv/magazin/unternehmer/artikel/raum-fuer-ideen.html
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