Verbindlichkeit im Management
Kinder bringen ihren Eltern etwas unschätzbar Wertvolles entgegen: Ihr grenzenloses Vertrauen. Missbrauchen Eltern dieses Vertrauen und halten ihre Versprechungen nicht ein, können ihre Kinder ängstlich und misstrauisch werden, sich minderwertig fühlen, oder andere negative Gefühle entwickeln. Sie fragen, was dies mit Verbindlichkeit im Management zu tun hat? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten Blick alles.
Ohne Vertrauen geht es nicht
Unverbindliche Beziehungen zu führen, gilt hierzulande nicht mehr unbedingt als moralisch verwerflich. Wer jedoch privat wenig Vertrauen in einmal eingegangene Verbindlichkeiten hat, sieht häufig auch nicht ein, warum er dies in seinem beruflichen Umfeld haben sollte. Für den umgekehrten Fall gilt das gleiche: Mangelnde Verlässlichkeit, unklare Kommunikations- und Handlungsabläufe im betrieblichen Alltag frustrieren. Die Bereitschaft zu neuem Vertrauen schwindet immer mehr, Führungskräfte wie Mitarbeiter verstricken sich im Alltagseinerlei und mutieren zu Einzelkämpfern. Und das, obwohl die Leistungen und Qualifikationen im Management wie auf Mitarbeiterebene heute höher sind als noch zu früheren, sicheren Zeiten. Wir leisten so viel wie nie, können uns aber gegenseitig immer weniger auf uns verlassen.
Die Crux mit der Verbindlichkeit
Was macht das Einhalten von Verbindlichkeiten im Geschäftsleben heute so schwer? Vieles, zum Beispiel permanente Umstrukturierungen, unsichere Auftragslagen, stagnierende Umsätze, oder sich widersprechende Pläne und Projekte – all dies kann Führungskräfte wie Mitarbeiter an die Grenzen ihrer Leistungskraft bringen. Dabei ist nicht jeder diesen Herausforderungen im gleichen Maße gewachsen. Es hilft nicht, sich mit unverbindlichen Aussagen auf alle Eventualitäten einzurichten, mit einmal getroffenen Entscheidungen zu zaudern, oder es jedem recht machen zu wollen – gerade in turbulenten Zeiten sind Klarheit und Verbindlichkeit gefragt. In der Selbstreflexion stellen sich daher die Fragen: Wie verlässlich bin ich persönlich? Halte ich meine einmal getroffenen Zusagen ein, oder ist Verbindlichkeit für mich eher eine erstrebenswerte Tugend, deren Gültigkeit je nach Situation abgewogen werden muss?
Die Grundlage jeder gelungenen Kommunikation ist Vertrauen
Wenn Sie sich diese Frage einmal bewusst vor Augen geführt haben, ist der erste Schritt in Richtung einer erfolgreichen Unternehmenskultur bereits getan. Verbindlich und verlässlich zu sein und einmal eingegangene Versprechungen und Verträge einzuhalten gilt hierzulande traditionell nicht nur als wichtige soziale Norm. Sie hat sich auch als äußerst effektiv für die eigene Managementkultur und damit für den ökonomischen Erfolg erwiesen. Wer anderen vertrauensvoll entgegentritt und offen und transparent kommuniziert, darf darauf hoffen, ebensolches Vertrauen zu ernten. Dies gilt nicht nur für Entscheidungsträger, sondern auch für Angestellte, Kunden oder Lieferanten. Dabei ist Verbindlichkeit keine Sache, die im Übermaß schaden könnte – im Gegenteil kann man von ihr gar nicht genug haben. Oder haben Sie sich schon einmal über jemanden geärgert, der treu sein Wort gehalten hat?
„Verbindlichkeitsmanagement“ ist eine gemeinschaftliche Leistung
Schon seit Jahren haben größere Unternehmen damit begonnen, mittels eines „Verbindlichkeitsmanagements“ ihre kaufmännischen Abläufe zu optimieren. Eine effektive Maßnahme, die in kleineren Unternehmen noch zu wenig praktiziert wird, die sich jedoch für diese natürlich genauso schnell rechnet.
Grundlage hierfür ist eine von Respekt geprägte Kommunikation auf Augenhöhe.
Dazu gehört die Bereitschaft, aufrichtig zu sein, anderen zuzuhören, sie zu unterstützen, Informationen zu teilen, und sich auch einmal Hilfe bei anderen zu holen. Und dies, ohne das Gefühl zu haben, nicht perfekt zu sein oder die Kontrolle zu verlieren. Werden Sie für andere in ihrer Firma und für ihre Kunden Vorbild, denn jede erfolgreiche Veränderung der Unternehmenskultur muss vom Management nicht nur getragen, sondern vorgelebt werden.
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